28.02.2012

-20° konstant

und mag sich draußen selbst der Schnee regen. Ich grabe mich ein, fossiliere mich, weil die fenestralen Aussichten jenes Bild des Jammers bieten, für das "abgefucktes Scheißwetter" ein Euphemismus ist. Gerade vorhin sah ich eine handvoll Fußgänger sich aneinander festkrallend über den Eispanzer des Zebrastreifens rutschen. Kurz darauf wurden sie alle von einem schlitternden LKW erfasst und ihre Leiber gegen ein paar parkende Mercedes gequetscht. Großes Geschrei, Panik, Polizei, Rettung usw. Seltsam beruhigend muteten die flackernden Lichter an. Wegen wiederholten Unfällen mit Todesfolge warnt eine Frau aus dem Radio vor dem Eislaufen in steilen Gebieten der Stadt. Ich kann den Hauch meines Atems durch die Skimaske hindurch erkennen. Ohne Schutz würde mir alle Flüssigkeit im Rachenbereich gefrieren. Niemand weiß genau, wann die Kälte kam. Die neue Zeit begann für uns im August 20XX, als die Regierung verlautbaren ließ, dass es nie wieder warm werden würde.

19.02.2012

sonntag

blitzhageldonnersakrament kaboombadauz,
gnörkalisches zellophanelixierbereichstempo,
meisterliche ruhmreichung
des anderorts verbreiteten
schabrackeneisvogels.


puderzucker mit milch,
früchte in alkohol,
abwesende pizza,
kalter schatten salat.


landläufig gilt:
wenn der frühe vogel eine grube gräbt,
passt auf keine kuhhaut,
wie verdorben der brei ist.

18.02.2012

samstag

Der Radiergummi lächelte frech und begann sein Werk fortzusetzen, indem er eine Spur aus Nichts hinterlassend über die engbeschriebenen Blätter fetzte, bis schließlich nur noch ein Satz der Auslöschung trotzte: Die Zeit ist einfach das, was gerade nicht ist.

17.02.2012

freitag

Der Dickwanst hatte schon mehr als nötig von den vor ihm von zahllosen Bediensteten aufgetürmten Haupt- und Nebenspeisen zwischen seine Wurstfinger genommen und geräuschvoll seinem enormen Schlund überantwortet, als ich widerwillig aber laut eingestehen musste, dass ich mir den Tag frei nehmen wollte.

16.02.2012

donnerstag

Das Denken sollte man sich abgewöhnen, murmelte ich, blinzelte in die Ferne der Vernunft und ließ die blitzende Axt zärtlich auf das Medusenhaupt der Schönheit niedersausen, während die Gäste applaudierten.

15.02.2012

mittwoch

Die Frage, ob nicht meine deplatzierte Hypophyse an allem Schuld war, stellte ich mir häufig beim Gang zum Bad, auf dem ich speißrutenlaufmäßig den Überresten der letzten Wochen meines Lebens auswich und schreiend nach jenem Botaniker verlangte, der mir die blaue Blume zeigen konnte.

14.02.2012

dienstag

Wenn ich jetzt aufstünde, gemäß den hiesigen Usancen zuerst Beinkleid dann Armkleid anzulegen versuchte, während ich gierend nach der schwarzen Macht in die Küche taumelte, müsste ich feststellen, dass ich und Frau Holle heute Dienst haben.

13.02.2012

montag

Als ich letztens zum Pfandleiher ging, vorbei an den Farben der Innenstadt den bodennahen Dunst durchpflügend in den Laden trat und von dem diensthabenden Walross erfahren wollte, ob Montage in diesen Zeiten noch einen guten Preis bringen, antwortete es: fifty-fifty.

01.02.2012

fettn

auch wenn man fast täglich versucht dem ganzen zeug, das sich gemeinhin leben schimpft einen sinn abzuringen, strauchelnd und keuchend darum kämpft, die nichtigkeit des daseins mehr als glücksfall denn als fluch zu betrachten, sollte man doch den stillstand vermeiden, um nicht zur gänze den unumgänglichen gesetzen der biologischen existenz unterworfen zu sein.
denn:
ist auch die welt nicht mehr zu retten,
manchmal hat man einfach fettn.