02.12.2013

Moddus: Vortrag mit Inter-esse

Mithin ambivalente Prozesse wurden vormals gleichzeitig formal-hegemonial und eklektizistisch-konvergierend verhandelt.
Die Inszenierung der heterogenen Wissensbestände begreift panoptisch die Kolonialität der klassischen Akteure, um vielschichtige methodisch-kritische Visualisierungsprozesse museal zu repräsentieren.
In nuce zeitigt das kontextuelle Interesse des Narrativs Kontraste zwischen der strukturellen, authentischen Faktizität und der institutionell explizit kanonisierenden Perspektive.

Setzkastenmentalität.

22.10.2013

wer nicht wagt, der nicht gewinnt. daniel kehlmanns "F"

vor kurzem durfte man noch hoffen, dass nach dem eher missglückten "Ruhm" mit "F", dem neuen roman von Daniel Kehlmann, ein würdiger nachfolger zu seinem zu recht erfolgreichen text "Die Vermessung der Welt" erscheint.
diese hoffnungen werden nun enttäuscht.

das buch liest sich wie ein potpourri aus motiven, versatzstücken, die so oder so ähnlich bereits in anderen veröffentlichungen Kehlmanns ihren platz hatten.

die geschichte dreier brüder sowie ihres vaters wird aus verschiedenen blickwinkeln geschildert und so muss man mitunter ein und dasselbe ereignis mehrmals miterleben. das trug in "Ruhm" schon weniger zur unterhaltung der leserschaft bei und auch bei "F" ist das ganze dem lesegenuss eher abträglich, sobald man die erzählstrategie erkannt hat. die drei brüder haben gemein, dass sie große täuscher sind, jeder jeweils in seinem bereich: Martin, der halbbruder der zwillinge Iwan und Eric, katholischer, übergewichtiger priester, übt seine profession noch aus, obschon er sich innerlich längst vom glauben abgewandt hat. Erics handlungsstrang spielt im umfeld von finanzspekulatoren, die ein kaltes, luxuriöses leben führen und sich daran nicht erfreuen können. Eric ist ebenfalls ein täuscher. er fälscht die bilanzen seiner firma. manche szenen erinnern an Bret Easton Ellis' "American Psycho", nur ohne drastik und spannung. Iwan, dessen geschichte eine kunstsatire im stil von "Ich und Kaminski" ist, malt bilder unter dem namen eines bereits verstorbenen künstlers. der vater der drei, der schriftsteller Arthur Friedland, begibt sich nach dem besuch einer vorstellung eines illusionskünstlers beziehungsweise hypnotiseurs ins soziale exil und konzentriert sich von dort aus auf seine schriftstellerische arbeit, was dem rest der welt bücher wie "Mein Name sei Niemand" (anklang an den "Illusionisten" Gantenbein aus Max Frischs altersroman) oder "Familie" (eine rästelhafte, magisch schaurige genealogie mit parallelen zu Gabríel Gárcia Marquez "Tausend Jahre Einsamkeit") beschert.

eine anrufung der hausgeister also.

teilweise kippt die erzählung auch ins metafiktionale, was in Kehlmanns œuvre nicht gerade ein novum ist, wenn man an die erzählung "Pyr" aus "Unter der Sonne" oder den text "Mein Porträt" denkt. versatzstücke aus "Mahlers Zeit" (insekten, zeitdehnung), "Beerholms Vorstellung" (magie, illusionskunst) und "Ruhm" (polyperspektivität, unsägliche literarisierung von SMS) finden sich zu hauf und erwecken zwangsläufig den eindruck eines aufgusses mit bekannten zutaten.

grobe mängel in der darstellung von streitgesprächen werden hingegen evident, wenn man solches lesen muss:

"Schweinvieh!", brüllte Knut.
"Dreckshund!" brüllt der Straßenkehrer.
"Scheißmaul!"
"Drecksau!"
"Sauschwein! Schwein! Schwein!"
("F", S. 213)


eine szene, in der beschimpfungen ausgetauscht werden, die so prüde und unangemessen zurückhaltend und somit lächerlich erscheinen, dass sie weniger von der unbeholfenheit der figuren als der des autors zu künden scheinen. mag der geneigte leser das doppelt vorkommende "Schwein!" mit viel gutem willen auf die szene in auerbachs keller aus Goethes Faust beziehen ("Doppelt Schwein!"), bleibt der zweck einer solchen anspielung wohl im dunkeln.

das unschöne wort selbstbespiegelung drängt sich bei der lektüre von "F" unweigerlich auf. Kehlmann täte gut daran, sich, wie in der "Vermessung", einem externen stoff zuzuwenden, anstatt seine weniger populäre prosa wiederzukäuen.

"F" bleibt somit letztlich ein text für Kehlmann-aficionados, denn für alle anderen ist dieses best-of der bisherigen veröffentlichungen des autors ein worst case.

12.02.2013

das brett, das die welt bedeutet

es gibt CDs, die rücken die aus den fugen geratene welt der musik wieder gerade, um sie im anschluss zu überfahren und somit myriaden gut produzierter aber schlecht gemeinter popgespinste in grund und boden zu relativieren. es mag vermessen klingen, doch jene platte, die gepresst wurde, um alle anderen zu knechten, wurde schon in den 90ern bejubelt und in den feuern zahlloser arenen gehärtet. man stelle sich eine akustische interpretation des folgenden vor. 

vier auf mechanischen schlachtrössern über die metallisch glänzenden reste von städten dahinpreschende recken, deren konturen schwarz ausfransen. ihre augen hinterlassen glühende spuren in der flirrenden luft und sie scheinen eigentümlich bewaffnet zu sein. das stählerne galoppieren der vier ist bestechender rhythmus, der vom sengenden singen der wenigen sonnenstrahlen begleitet wird. vor ihnen leiber, die mit stockenden, langsamen bewegungen zu einem leib verschmelzen. augen, fratzen, krallen, körperflüssigkeiten. 25 Years gewartet, auf diesen moment. kettensägen, sensen, hämmer, äxte. fleisch wird zerteilt, knochen gespalten, der rest zerquetscht und unter schwarzen hufen der erde näher gebracht. Shedding my skin, um den gestank loszuwerden. 
was bleibt, ist verbrannte erde und der wunsch nach mehr.

Pantera: Far Beyond Driven. East West 1994.